Was ist eigentlich

Jagdreiten?

Was Jagreiten eigentlich ist, wo die Tradition herkommt und wie sie heute gelebt wird, erklären wir dir hier.

Jagdreiten heute

Eine Schleppjagd ist eine traditionelle Reitveranstaltung, bei der eine Hundemeute einer künstlich gelegten Duftspur folgt – ganz ohne lebende Beute. Der Ablauf einer solchen Jagd ist gut strukturiert und beginnt mit der sorgfältigen Vorbereitung der Strecke. Dabei wird die sogenannte Schleppe mit einem Duftstoff, in unserem Fall Heringslake, über Felder, Wiesen und Geländehindernisse gezogen.

Sobald die Jagd beginnt, folgt die Hundemeute konzentriert der gelegten Spur, während die Reiter – angeführt von der Equipage – in geordnetem Feld hinterherreiten. Die Schleppjagd verläuft in mehreren Etappen, sogenannten Schleppen, zwischen denen es Pausen für Mensch und Tier gibt. Der Höhepunkt der Jagd ist das sogenannte Curée, bei dem die Hunde zur Belohnung eine symbolische Beute – zum Beispiel einen Rinderpansen – erhalten. Zum Abschluss versammeln sich alle Teilnehmer oft zu einem gemütlichen Ausklang mit Essen und Gesprächen. Die Schleppjagd verbindet sportliches Reiten, Naturerlebnis und das harmonische Zusammenspiel von Mensch, Hund und Pferd in einer traditionsreichen Form.

Die Hauptsaison beginnt im September und endet im März. Rund um das ganze Jahr werden die Meutehunde und Jagdpferde für diese Saison trainiert. Dieser Sport erfordert eine gute Kondition von Pferd und Reiter, denn Jagdreiten ist eine anspruchsvolle und sportliche Herausforderung. Ein gutes Jagdpferd, egal welcher Rasse, ist die Lebensversicherung eines jeden Reiters und es zeichnet sich durch Nervenstärke, Trittsicherheit und Sprungkraft aus. Von einem guten Jagdreiter verlangt man Rücksicht auf andere und die Natur und eine klaren Überblick und das Abwägen von Risiken.

Geschichte

So schwierig es ist festzustellen, wann zum ersten Mal mit dem Pferd gejagt wurde, so sicher ist es auch, dass zu Beginn der frühen Bronzezeit (ca. 5000 v. Chr.) in Ägypten und Mesopotamien das Pferd nicht mehr nur als Beutetier, sondern al Jagdhelfer der Menschen galt. In Vorderasien wurde in der Folgezeit auch eine erste Pferdehaltung mit Zuchtversuchen bekannt und in den Königsgräbern von Ur fanden Archäologen (2500 v. Chr.) bereits Mosaikstandarten, auf denen Pferde vor dem Streit- bzw. Jagdwagen abgebildet waren. Erst 500 Jahre später haben nachweislich Reiternomaden in Indien und Osteuropa ausgedehnte Jagden erstmals vom Pferde aus veranstaltet und dabei nicht nur Niederwild und Hirsche, sondern auch Löwen und Leoparden mit Bogen oder Speer vom Pferderücken aus bejagt. Ausschlaggebend für die Jagd mit dem Pferd war der Wunsch, dem geflüchteten Wild bei der Verfolgung an Schnelligkeit ebenbürtig zu sein und lange Verfolgungsjagden durchzustehen, eine schnelle Flucht zu ermöglichen und gemachte Beute über längere Strecken zu transportieren.

Bei Homer ist das Jagen schon nicht mehr reiner Selbstzweck und bei Xenophon (430-355 v. Chr.) gehört die Jagd zu Pferde bereits fest zur Erziehung junger Männer, wobei kein Hehl daraus gemacht wird, dass sich aus guten Reitern sehr gute Krieger rekrutieren lassen. Dichterisches Zeugnis für die Bedeutung des Jagdreitens liefert das Nibelungenlied, wo an vielen Stellen detailliert wilde Reitjagden beschrieben werden. Bis weit ins 17. Jahrhundert hinein wurde in Deutschland fast ausschließlich die Hetzjagd zu Pferde ausgeübt, wobei mit Hunden auf Sicht gejagt und die Jagd um so erfolgreicher verlaufen war, je mehr Wild erlegt wurde. Ganz anders bei der in der Folgezeit vorherrschenden Parforcejagd, zwar auch eine Hatz, jedoch mit dem grundsätzlichen Unterschied, dass nur jeweils ein ganz bestimmtes, vorher festgelegtes, Stück Wild bejagt wurde.

So wurde Rot- und Schwarzwild, aber auch Hase und Fuchs mit guten Hunden, die die jeweilige Fährte auf große Distanz verfolgen konnten, unter nicht unerheblichen Gefahren für Reiter, Pferde und Hunde gejagt. Nachdem die Hetzjagd hinter lebendem Wild in Deutschland aus gutem Grund abgeschafft wurde, ist an deren Stelle die unseren heutigen ethischen Grundsätzen und dem Anliegen passionierter Pferdefreunde und Reiter weit mehr angepasste Schleppjagd getreten. Eine künstlich gelegte Fährte wird von dazu abgerichteten Hunden gesucht und verfolgt, wobei es einer ganz besonderen reiterlichen Geschicklichkeit und Ausdauer bedarf, zu Pferde diese, für Tier und Reiter unbekannte Strecke, mit ihren Hindernissen und langen Galoppstrecken durchzustehen und zu überwinden. Zweifellos, ein schönes Stück jagdlichen Brauchtums, welches die moderne Jagdreiterei mit ganz besonders ausgebildeten und trainierten Reitern, Pferden und Hunden in herrlicher Weise fortführt.

Häufige Fragen

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